Der Shagya-Araber - Das Exterieur

Der Shagya-Araber stellt die auf internationaler Basis in Reinzucht, das heisst bei geschlossenen Stutbüchern der nationalen Zuchtverbände, betriebene VVeiterentwicklung der «Araberrasse» der ungarischen und österreichischen Gestüte Babolna und Radautz dar. Trotz einem hohen genetischen Anteil an ArabischemVollblut soll er sich im Typ und durch mehrgrösse, Rahmen und Knochenstärke deutlichvom Normaltyp dieserrasse unterscheiden. Daher dürfen in der vierten Vorfahrengeneration von insgesamt 16 Ahnen nicht mehr als neun Arabische Vollblüter sein. Sein Zuchtziel ist ein grossrahmiger Araber, der gleichermassen als edles Reit- und Wagenpferd für jedermann geeignet ist.

Der Shagya-Araber soll schön und ausgewogenen sein, mit ausdrucksvollem Gesicht, wohlgeformtem Reitpferdehals, markanter Oberlinie, langer Kruppe und getragenem Schweif, bei kräftigem, trockenem Fundament. Von grosser Bedeutung ist ein ergiebiger, elastischer, korrekter Bewegungsablauf in allen drei Gangarten.

Es wird eine Grösse von mindestens 1,50 m bis etwa 1,60 m und ein Röhrbeinurnfang nicht unter 18 cm angestrebt.

Sowohl in der äusseren Erscheinung wie im Temperament soll der Shagya-Araber alle Anforderungen an ein edles und leistungsfähiges Familien- und Freizeitpferd, als Turnier-, Jagd- und Wagenpferd sowie als Distanzpferd erfüllen.

Mit dem Erwerb des geapfelten Honigschimmelhengstes Shagya, Original-Araber aus der Rasse der Koheil Siglavy, der zusammen mit weiterem Zuchtmaterial in Syrien gekauft wurde, wusste noch niemand, dass sein Name die Bezeichnung einer exzellenten Rasse in der österreichisch-ungarischen Monarchie werden würde. Im Gestütsbuch ist für Shagya ein Grössenmass von 15 Faust und 2 Zoll – das sind etwa 160 cm Stockmass – verzeichnet, was darauf schliessen lässt, dass es sich um einen ausserordentlich kapitalen Beschäler handelte. Fürst Pückler lobte bei seinem Besuch in Babolna im Jahre 1839 vor allem Shagya, «einen Schimmelhengst von starkem Bau und dem schönsten Ebenmass aller Teile». Die Schönheit, Härte und Ausdauer seiner Nachkommen, ihre Eleganz und Unverwüstlichkeit wurden sprichwörtlich in der gesamten Armee. Jeder Offizier und jeder Gardist schätzte sich glücklich, wenn er einen Shagya reiten durfte. Nicht nur als Reitpferde sondern auch als Kutschpferde waren sie von höchster Eleganz und in der Landwirtschaft zu jeder Arbeit zu gebrauchen. Shagya-Söhne und -Enkel wurden Hauptbeschäler in Babolna, Mezöhegyes, Radautz, Piber, Topolcianky und Kabijuk; man holte Shagyas nach Deutschland, Jugoslawien, Südamerika, den USA, Polen, in die Türkei, die Schweiz und in den 20er Jahren sogar nach Ägypten. Radautz – gelegen in der ehemaligen österreichischen Bukowina – nahm unter diesen Gestüten nach Umfang und Bedeutung eine besondere Stellung in der Herauszüchtung von Leistungspferden der Araberrasse, auch Radautzer genannt, ein, wozu der Shagyastamm richtungsgebende Impulse vermittelte.

Um die Jahrhundertwende spielte der Shagya-Stamm eine weit grössere Rolle als der Gazalstamm. Die Population der Shagyas war um einiges umfangreicher und bedeutender. In der Vollblutaraberzucht ist das Shagya-Blut nur in geringem Umfang eingesetzt worden, und es existiert heute in der männlichen Deszendenz nicht mehr. Auch bei den Shagyas selbst ist dieses Blut bei den Vatertieren seltener geworden. Seine besondere Festigung hat es aber in herrlichen Mutterstuten, die in Typ, Kaliber und Energie seine Merkmale tragen. Die wichtigsten Stammvererber waren Shagya IV (1841), Shagya X (1855), Shagya II (1863), Shagya IV (1875), Shagya IX (1895), Shagya XVIII (1903) sowie Shagya XXXII, der Vater von Shagya XXXVI und Shagya XXXIX, die beide 1948 geboren die heutige Zucht in den deutschsprachigen Ländern stark beeinflusst haben.

Besondere Schönheit und gute Nerven zeigte der Schimmel Shagya XXXVI. Er war sehr elegant und ein hochwertiges Dressurpferd. Er hat sich besonders in der weiblichen Linie vererbt. Zahlreiche bildschöne und leistungsfähige Mutterstuten, deren Eltern von ihm abstammen, künden auch heute noch von seinem züchterischen Wert. Shagya XXXIII und Shagya XXXIX waren ebenfalls Hauptbeschäler, wobei Shagya XXXIX die weit grössere Bedeutung zukam. Sein Sohn Shagya XXXIX-1 ging Mitte der siebziger Jahren von Deutschland nach Babolna zurück und wurde dort als Shagya XLVI Hauptbeschäler. Nicht zu vergessen ist der Shagya-Stamm in Topolcianky von Shagya X (1885) über Shagya XVII (1869), Shagya XI (1886), Shagya XV (1899), Shagya XVIII (1906), Shagya XX (1914), Shagya XXIII (1924) – alle Beschäler in Babolna – Shagya VII, geb. in Babolna aber Beschäler in Topolcianky, sein Sohn X (1941) Shagya XXI (1950), Shagya XXII (1966), der sowohl in Babolna als auch in Topolcianky seine Nachzuchten hinterliess. Besonders im slowakischen Staatsgestüt Topolcianky wird vor allem dieser Stamm weiter gezüchtet.

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