Der Shagya-Araber - Die Geschichte des Shagya-Arabers

Die Geschichte der Shagya-Araber-Rasse hat durch zwei Jahrhunderte einen recht wechselvollen Verlauf genommen und ist eine Spezialzüchtung unter den Araberpferden auf mehr Kaliber, Grösse und Knochenstärke sowie bessere Reiteignung ausgerichtet.

Die erste Erwähnung der Reinzucht-Shagya-Araber geht auf das Jahr 1789 zurück, in dem das österreichisch-ungarische Staatsgestüt Babolna gegründet wurde. Die Bezeichnung Shagya-Araber gibt es für diese ehrwürdige Rasse seit 1978 bis dahin war sie als Araberrasse bekannt. Babolna ist die Wiege dieser stolzen Kulturrasse. Seit der Gründung werden dort die Stutbücher mit Sorgfalt geführt und verzeichnen als Stammütter eine Reihe von Mutterstuten, deren Linien sich zum Teil bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Folgende Namen stehen so am Beginn grosser Blutlinien: Cserkess = Tscherkesse, Erdelyi = Siebenbürger Rasse, Moldvai = Moldauer Rasse, Magyar = ungarische Rasse und Radautzi = Radautzer Rasse. Diese Bezeichnungen gaben die Herkunft dieser hoch im Araberblut stehenden Stammstuten an, die alle den damals in Europa als Kavalleriepferde so beliebten transsylvanischen Reitrassen angehörten. Es waren harte, edle, sehr trockene Pferde mit klarer Textur und schönen, kleinen Köpfen.

Originalshagya aus der Wüste Shagya db, 1830

Vor die Stutennamen wurde jeweils die Stutbuchnummer geschrieben, und so existieren z.B. in Babolna heute noch verschiedene Moldvai-Stutenlinien in der Reihenfolge 215, 253, 449, 638, 794 und 885, die alle auch bei uns vertreten sind und jeweils völlig verschiedene Ahnenreihen aufweisen. Auf diese Moldvai-Stämme gehen eine ganze Reihe von heute in der Schweiz in der Zucht stehenden Hengste und Stuten zurück. Zu den Gründerstuten wurden im Laufe der Jahrzehnte aus den Expeditionen in die arabische Welt Original-Araber-Hengste und -Stuten importiert. Unter diesen zählt die Original-Araber-Stute 74 Tifle, geb. 1810, zu den bedeutendsten Stamm-Müttern und zwar sowohl in der Vollblutaraber- als auch in der Shagya-Araber-Zucht. Bis auf den heutigen Tag kann sie eine überragende Zuchtleistung aufweisen. Von den Hengsten ist der 1836 aus Arabien importierte Shagya hervorzuheben, der mit einer Grösse von etwa 160 cm Stockmass nachhaltigen Einfluss auf die Gestaltung der damals genannten Araberrasse ausübte. Auch gab er dieser grossen Zuchtrichtung seinen Namen. Ebenfalls grosse Bedeutung kommt den beiden später importierten Vollblutaraberhengsten Gazlan (Gazal) und dem Rappen O’Bajan zu.

Neben der bodenständigen Erbsubstanz der Stutenlinien, der Einkreuzung von Arabischem Vollblut aus dem Orient und gelegentlicher Zufuhr von Tropfen Fremdblut, wie z.B. Englischem Vollblut, Gidran und auch Lipizzanern, wurde durch permanente Selektion innerhalb der Rasse auf Grösse, Rahmen und Knochenstärke sowie gute Reiteigenschaften der Shagya-Araber gezüchtet, der allen Anforderungen in der Kavallerie und der Landwirtschaft entsprach.

Shagyas waren als Offiziersreitpferde in der K.u.K.-Kavallerie und am österreichischen Kaiserhof hoch geschätzt. Die Zucht dieser Spezialrasse in der Donaumonarchie wurde so berühmt, dass auch andere Staatsgestüte dieses Riesenreiches aus Babolna Zuchtmaterial bezogen und zur höchsten Blüte brachten. Das waren vor allem das in den Karpaten gelegene Radautz, bekannt durch die Züchtung eines besonders kalibrigen Shagya-Araber-Typs, dann das slowakische Topolcianky, aufgebaut aus Blutlinien der alten Radautzer und Babolnaer Stämme, sowie das polnische Janow Podlaski. In Jugoslawien züchtete auf der gleichen Blutbasis das Staatsgestüt Borike ein hartes, nicht so grosses Pferd, und im bulgarischen Kabijuk (Kolarovgrad) sowie im rumänischen Mangalia fasste diese Zuchtrichtung gleichfalls Fuss und wird bis auf den heutigen Tag in reiner Form weiter betrieben. In all diesen Gestüten wurden nach dem Muster von Babolna die arabische Pferde gezüchtet, wobei der Schwerpunkt sich immer mehr auf die Erzeugung von Gebrauchspferden der Araberrasse (heute Shagyas) konzentrierte; der Vollblutaraber machte etwa nur ein Viertel der Pferdebestände aus. Die zur Blutauffrischung aus dem Orient im 19. und 20. Jahrhundert immer wieder importierten Hengste und Stuten hoher Qualität gaben vor allem auch den Shagya-Linien der obgenannten Gestüte immer neue Prägungen an orientalischer Schönheit, Trockenheit und Leistungsvermögen.

Shagya X, 1855, Mezöhegyes

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