Der Shagya-Araber - Der Hengststamm Shagya

Der Shagya-Stamm war der bedeutendste Stamm in den Gestüten Babolna, Topolcianky und Radautz bis zum Zweiten Weltkrieg.

Mit dem Erwerb des geapfelten Honigschimmelhengstes Shagya, Original-Araber aus der Rasse der Koheil Siglavy, der zusammen mit weiterem Zuchtmaterial in Syrien gekauft wurde, wusste noch niemand, dass sein Name die Bezeichnung einer exzellenten Rasse in der österreichisch-ungarischen Monarchie werden würde. Im Gestütsbuch ist für Shagya ein Grössenmass von 15 Faust und 2 Zoll – das sind etwa 160 cm Stockmass – verzeichnet, was darauf schliessen lässt, dass es sich um einen ausserordentlich kapitalen Beschäler handelte. Fürst Pückler lobte bei seinem Besuch in Babolna im Jahre 1839 vor allem Shagya, «einen Schimmelhengst von starkem Bau und dem schönsten Ebenmass aller Teile». Die Schönheit, Härte und Ausdauer seiner Nachkommen, ihre Eleganz und Unverwüstlichkeit wurden sprichwörtlich in der gesamten Armee. Jeder Offizier und jeder Gardist schätzte sich glücklich, wenn er einen Shagya reiten durfte. Nicht nur als Reitpferde sondern auch als Kutschpferde waren sie von höchster Eleganz und in der Landwirtschaft zu jeder Arbeit zu gebrauchen. Shagya-Söhne und -Enkel wurden Hauptbeschäler in Babolna, Mezöhegyes, Radautz, Piber, Topolcianky und Kabijuk; man holte Shagyas nach Deutschland, Jugoslawien, Südamerika, den USA, Polen, in die Türkei, die Schweiz und in den 20er Jahren sogar nach Ägypten. Radautz – gelegen in der ehemaligen österreichischen Bukowina – nahm unter diesen Gestüten nach Umfang und Bedeutung eine besondere Stellung in der Herauszüchtung von Leistungspferden der Araberrasse, auch Radautzer genannt, ein, wozu der Shagyastamm richtungsgebende Impulse vermittelte.

Um die Jahrhundertwende spielte der Shagya-Stamm eine weit grössere Rolle als der Gazalstamm. Die Population der Shagyas war um einiges umfangreicher und bedeutender. In der Vollblutaraberzucht ist das Shagya-Blut nur in geringem Umfang eingesetzt worden, und es existiert heute in der männlichen Deszendenz nicht mehr. Auch bei den Shagyas selbst ist dieses Blut bei den Vatertieren seltener geworden. Seine besondere Festigung hat es aber in herrlichen Mutterstuten, die in Typ, Kaliber und Energie seine Merkmale tragen. Die wichtigsten Stammvererber waren Shagya IV (1841), Shagya X (1855), Shagya II (1863), Shagya IV (1875), Shagya IX (1895), Shagya XVIII (1903) sowie Shagya XXXII, der Vater von Shagya XXXVI und Shagya XXXIX, die beide 1948 geboren die heutige Zucht in den deutschsprachigen Ländern stark beeinflusst haben.

Besondere Schönheit und gute Nerven zeigte der Schimmel Shagya XXXVI. Er war sehr elegant und ein hochwertiges Dressurpferd. Er hat sich besonders in der weiblichen Linie vererbt. Zahlreiche bildschöne und leistungsfähige Mutterstuten, deren Eltern von ihm abstammen, künden auch heute noch von seinem züchterischen Wert. Shagya XXXIII und Shagya XXXIX waren ebenfalls Hauptbeschäler, wobei Shagya XXXIX die weit grössere Bedeutung zukam. Sein Sohn Shagya XXXIX-1 ging Mitte der siebziger Jahren von Deutschland nach Babolna zurück und wurde dort als Shagya XLVI Hauptbeschäler. Nicht zu vergessen ist der Shagya-Stamm in Topolcianky von Shagya X (1885) über Shagya XVII (1869), Shagya XI (1886), Shagya XV (1899), Shagya XVIII (1906), Shagya XX (1914), Shagya XXIII (1924) – alle Beschäler in Babolna – Shagya VII, geb. in Babolna aber Beschäler in Topolcianky, sein Sohn X (1941) Shagya XXI (1950), Shagya XXII (1966), der sowohl in Babolna als auch in Topolcianky seine Nachzuchten hinterliess. Besonders im slowakischen Staatsgestüt Topolcianky wird vor allem dieser Stamm weiter gezüchtet.

Shagya II von Shagya XXXVI
geb. 1959, deckte auf den ungarischen Landesdeckstationen Tiszafölvár und Kunszentmárton in der Region Szolnok unter dem Namen 5156 Shagya XXXVI-6, als er vom Gestüt Avenches mit Jussuf I erworben wurde. Shagya II deckte von 1965 bis 1973 im Hengstdepot Avenches. Er absolvierte in Ungarn wie auch in der Schweiz je eine Hengstleistungsprüfung und gewann an der Landwirtschaftlichen Ausstellung in Budapest 1964 einen ersten Preis. Shagya II ging später ins Berner Oberland in Privatbesitz über und wurde dort in der Halbblutzucht häufig verwendet.

Shagya XXII-14
geb. 1981, Masse: 157/183/19
Sohn des Topolciankers Shagya XXII. Er sollte im Staatsgestüt Topolcianky Hauptbeschäler werden bevor er nach Deutschland verkauft wurde. 1989 erwarb Familie Schläpfer aus Mosnang Shagya XXII-14 und holte ihn in die Schweiz. Er steht im Toggenburg auf Deckstation.
1985 glänzende HLP in Topolcianky (CK)
1986 gekört in Kranichstein
1989 in die Schweiz importiert und gekört
1990 Champion Hengste Offa, St. Gallen
1991 Champion Hengste BEA, Bern
1991 Reservesieger der Seniorenhengste beim int. ISG-Championat in Wien
1992 HLP in Frauenfeld bestanden
1993 Siegerhengst und Reservechampion int. ISG- Championat in St. Gallen

Saphir I
geb. 1985, Masse 165/186/20.5
Sohn des Shagya XXXIX-11. Saphir I war in Babolna zwischen 1991 und 1993 Hauptbeschäler und ist ein würdiger Nachfolger seines Vaters der zweimal DLG-Sieger war. Er ist sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz gekört und in Deutschland leistungsgeprüft. Er steht heute in der Nähe von Winterthur auf Deckstation und gehört Andrea von Nordeck, Oberuzwil.
1988 gekört in Kranichstein (Reservesieger)
1990 HLP Medingen
1991 – 1993 Hauptbeschäler in Babolna, Ungarn (erster ausländischer Pachthengst nach der Ost-Öffnung)
1993 zur Zucht anerkannt
1994 SZAP-Maturity-Dressur-Champion
1996 gekört für CH-Warmblut
1996 Sieger der Zuchtschau